Donnerstag, 18. Dezember 2008

BUENOS AIRES - DOWNTEMPO

Ein wahrer Lichtblick in der Hardcore- und Punklandschaft von Buenos Aires ist die relativ junge Band DESIDIA. Als Westeuropäer ist man es ja geradezu gewohnt an allen Ecken mit schleichendem Düstercrust vom Schlage Fall of Efrafa bedrängt zu werden. Viele Leute können tief sitzende Gitarren und Amebix Aufnäher schon gar nicht mehr sehen. Und schon gar keine Anspielungen auf Ekkaia, Tragedy oder His Hero is Gone. Mir ist dieser Art von depressivem und schleppenden Todescrust derart ans Herzchen gewachsen, dass mir die Abstinenz doch recht schwer fällt. Um so froher bin ich, dass sich mit DESIDIA eine wunderbarer Band kennen lernen durfte, die schon mit ihren Myspace-Tunes gewaltig überzeugt hat. Erst recht bei ihrem Konzert in Morón City, zu dem sich selbst der 2 stündige Bus-Bahn-Kombinations Marathon gelohnt hat. Ein wirklich tolles Konzert mit massenhaft schleppender, düsterer Energie, welche sich immer wieder in brutalem Crustcore entlädt. Wirklich herzerfrischend!
Um hier schon ihr erstes Demo als Download anzubieten ist es natürlich noch viel zu früh, denn jenes ist er jüngst erschienen und muss erstmal von den Labels vercheckt werden, bevor ich es hier als super Rarität anbiete. Bei einer Auflage von 30 CD-Rs wird das wahrscheinlich nicht so lange dauern. Bis dahin checkt ihr einfach mal die Myspace Seite aus, wo es alle 3 Songs des Demos ohnehin anzuhören gibt.

http://www.myspace.com/desidiadelahumanidad

ATHENS BURNING!

The Clash haben es mit „Londons burning“ vorgemacht und – wie könnte es anders sein bei einer derart einflussreichen Band – viele haben die Gitarre in die Hand genommen und es ihnen gleich getan. Seit Jahren fabuliere ich davon jene Songs, die von dem Niederbrennen der eigenen Heimatdörfchen handeln, zusammen zu stellen. EA80 mit „Gladbach soll brennen“, Asta Kask mit „Ringhals brinner“, Velikije Luki mit „Tallin pöleb“ Pankrti „Lubljana je bulana“ und schließlich Stress mit „Athens burning“.
Nun haben tatsächlich ein paar wildgewordene Chaoten die griechische Hauptstadt in Brand gesteckt und dann auch noch gleich einen riesenhaften Weihnachtsbaum in ein lichterlohes Flammenmeer verwandelt. Aus Protest gegen den Tod eines 15-jährigen, den auf ungeklärte Weise ein Projektil aus einer Polizeipistole getroffen hat. Komisch, dass die Umstände eines Todes immer dann besonders mysteriös und kaum nachzuvollziehen sind, wenn es ein Staatshüter war, der die Waffe bediente.
Ob Kurzschluss, eiskalter Mord oder doch der viel beschworene Querschläger – der Junge ist tot und Griechenland steht ähnlich Kopf, wie es noch vor einiger Zeit Paris stand. Obwohl ich hier aus Übersee bestimmt nicht den besten Blick auf das europäische Zeitgeschehen habe, kann man sich mittels Deutscher Welle und dem Internet doch einigermaßen gut informieren und vor allem Kommentare, Stellungnahmen und Einschätzungen vernehmen, die nun aus allen Ecken wuchern. Es erhebt sich einmal mehr der bestürzte und betroffe Chor der aus der Lethargie aufgeschreckten Publizisten, Journalisten, Soziologen und Politiker, die gar nicht fassen können, welche unzivilisatorischen, ja geradezu barbarischen Bilder sie ausgerechnet aus der Wiege der Demokratie zu Gesicht bekommen.
Die Erklärungsversuche muten klassisch an und belegen einmal mehr, wie wenig gerade die etablierten Großmäuler, die ihre Positionen durch akribisches Büffeln von demokratischem Wertekonsens erlangt haben, von realitätsbezogenem Analysieren verstehen. Es wirkt doch vielmehr wie ein Beissreflex, wenn zunächst die Krawall schlagenden Autonomen, danach die hohe Jugendarbeitslosigkeit und schließlich das Versagen der aktuellen Regierung angeprangert wird. In dieser unglücklichen Verkettung fehlen ja eigentlich nur noch die Ballerspiele, welche man für die Gewalt verantwortlichen machen kann. Klingt doch alles genauso verstaubt und langweilig, wie die ewig gleichen Fernsehfressen, die sich jetzt wieder altklug zu Wort melden.
Das ist genau die Art von Denken, welche nicht über die pädagogischen Rezepte, Jugendliche mittels Vereinen, Sport, Parteien oder meinetwegen auch Musik an die Gesellschaft anzubinden, hinauskommt. Ganz tolle Beschwichtigungsmaßnahmen, die auf mich ungefähr so problemlösend erscheinen, wie verschissenen Steuersenkungen und Konsumgutscheine, welche die Unterklasse bei Laune halten sollen.
Bevor hier noch irgend jemand unangenehme Fragen stellt, wird in den bürgerlichen Medien immer wieder gepredigt, dass sich hier der Unwille gegen die bestehende Regierung richte und dass die Gesellschaft eine Bildungsreform fordere. Denn schließlich habe die Jugend schreckliche Angst davor nicht so ein nettes Leben wie die eigenen Eltern führen zu können.
Diese Analysen halte ich für genauso falsch, wie selbstgefällig. Selbstverständlich schließen sich nun auch Gewerkschaften, Verbände und gar Parteien dem Protest an, um ihre Forderungen in einer Situation der Regierungsschwäche durchboxen zu können, doch letztlich rührt die Wut, der Hass und die Gewalt doch wo anders her. Scheinbar niemand scheint aufzufallen, dass der Radau in Griechenland ziemlich zeitgleich mit der schwersten Finanzkrise seit anno Tobak zusammen fällt und dass der Black Block hauptsächlich Statussymbole des Kapitalismus angeht. Dass lässt sich ja zum Beispiel auch an den ganzen Transparten mit deutlichen „Anti-Capitalista“ Schriftzügen ablesen, die immer wieder im Fernsehen gezeigt werden. Dass es eben nicht um den bloßen Protest gegen eine beliebige Regierung, sondern gegen das System als solches geht, wird geflissentlich ignoriert, schließlich weiß doch einjeder, dass Demokratie und Marktwirtschaft ausschließlich Friede, Freude und Eierkuchen hervorbringen!
Dabei liegt doch auf der Hand, dass die maßlose Frustration und vor allem die Gewaltbereitschaft aus den unmittelbaren Erfahrungen mit einem globalisierten System des Kapitalismus resultiert, aus welchem man sich höchsten entziehen kann, wenn man in Nordkorea als Sklave anheuert (und akzeptiert wird). Ansonsten hält ein Leben im Kapitalismus nicht viel mehr bereit als eine Existenz, welche die großartige Band Finisterre mit dem Sätzchen „NUR NOCH FUNKTIONIEREN“, umschreibt. Und genau dieses Funktionieren ist der Zustand der – wenn man ihn sich bewusst vor Augen führt, was vor allem dann geschieht, wenn man arbeitslos rumhängt – welcher als unerträglicher empfunden wird. Da kommen einem Jobperspektiven und ein wohlstandsgesichertes Leben, welche nun von all den klugen Köpfen gefordert werden, wie der blanke Hohn vor, denn schließlich ist dies genau die Art von artigem Leben, die so perspektivlos und so selbstzerstörerisch wirkt. Und Bildung... also Bitte, wie viel Bildung denn noch? Sollen denn noch mehr Menschen lernen und begreifen, dass die eigene Lage in einem kapitalistischen System immer hoffnungslos ist und bleiben wird.
Genau diese Gewissheit, diese am eigenen Leibe exerzierte Ohnmacht, die tagtäglich vor Augen geführt wird ist doch letztlich der Grund, weshalb das Fass irgendwann zum Überlaufen kommt. Die einzigen Argumente, die eine Gesellschaft überhaupt noch ernst und wahr nimmt sind nun einmal fliegende Steine. Parteiengeplänkel, Protestbriefe, Boykottaufrufe, Mitgliedschaft bei Greenpeace sind nicht im geringsten ein probates Mittel, um sich von seiner ungläubigen Wut im Angesicht dieser Welt zu befreien. Denn in dieser Gesellschaft fühlt man sich ja genau deswegen so unterdrückt, weil es einem erscheint, als könne man auf legalem Wege sowieso nie etwas an den bestehenden Zuständen ändern – schlimmer noch, man muss sich als Spinner und Phantast demütigen lassen.
Genau diese nicht zu ertragende Mischung aus Frustration, Ohnmacht und Demütigung, die ganz konkret mit der globalen Perspektive der so genannten Marktwirtschaft und ihren, sich in alle Lebensbereiche ausbreitenden, Anpassungszwängen verknüpft ist, sorgt doch dafür, dass Menschen Steine in die Hand nehmen.
Das sich davon der Lauf der Dinge auch nicht beeinflussen lässt, haben diverse Erruptionen von Gewalt häufiger bewiesen als uns lieb ist. Nichtsdestotrotz kann Handeln ja nicht immer nur an seinem voraussichtlichen Ergebnis und seinen wahrscheinlichen Folgen gemessen werden. Insofern bleibt zu hoffen, dass zumindest die verblödeten Entscheidungsträger, Pädagogen und Medienschwätzer begreifen, dass der all zu oft belächelte autonome Widerstand langsam keine Randgruppenerscheinung mehr ist, sondern dank der Verwertungsgesellschaft und der daraus resultierenden Wertlosigkeit von Menschen immer mehr zum Credo unserer globalisierten Generation wird.

HOLOCAUSTO - la historia no debe repitirse Tape (Venezuela 1987)

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das mit der Jahrezahl so stimmt. Das Tape könnte genauso gut um 1988 erschienen sein, aber eigentlich sind das ja Spitzfindigkeiten auf die nur Spießer wertlegen. HOLOCAUSTO mit ihrem eher dümlichen Namen kann man getrost zu den legendären Hardcore/Punk Bands Venezuelas zählen, auch wenn heutzutage vor allem Apatia No, Dona Maldad und Los Dolares ein Begriff sind. Aber bevor diese Band losgebollert haben, ging es auch in Venezuela schon hoch her. Die Band ging - so lauten die Gerüchte - aus der Gruppe 4.Reich hervor, die bereits 1985 ein wirklich umwerfendes Demotape veröffentlicht haben, welches ziemlich schwierig aufzutreiben ist. Auch die Aufnahmen von HOLOCAUSTO findet man nicht im Baumarkt um die Ecke. Daher ist der Sound hier auch etwas rauher, weil es sich bei meinem Tape natürlich um die Kopie der Kopie der Kopie handelt. Aber natürlich bleibt auch nach Abzügen in der B-Note genug rabiater und geiler Punk, der nicht einfach in den Kloaken der Zeitgeschichte hinuntergespült werden sollte.

DOWNLOAD

DETENIDOS - tape (Cuba 1993)

Der nächste geniale Krache kommt aus Cuba, dem sozialistischen Knast, der so viel freie Meinungsäußerung zulässt, dass es bis heute keine Punkband geschafft hat an die genialen Aufnahmen diese Band heran zu kommen. DETENIDOS war meines Wissen die erste richtige Punkband - zumindest diejenige, die Aufnahmen hinterlassen hat. Und diese sind so genial, dass sie es nicht nur zur Kassettenveröffentlichung, sondern sogar auf Vinyl geschafft haben. Auf der EP "Las Luchas de la Juventud" auf Tian An Men 89 Records, wurden immerhin 3 Songs, dieser Band veröffentlich. Mittlerweile ist es allerdings genauso schwer diese Single zu finden, wie das Originaltape. Deswegen und vor allem, weil DETENIDOS mit ihrem großartigen und eingängigen Punkrock wirklich supercool sind, gibt's also die mp3 Keule.

DOWNLOAD

CONSTRUCTORES DEL ODIO - coercion Tape (Mexico 1997)

Diese Kassette ist mein persönlicher Heiliger Grahl der mexikanischen Punkszene. Obwohl in dem riesigen Land wahrlich eine Unzahl an super Bands ihre super Aufnahmen hinterlassen haben, sind es dennoch die CONSTRUCTORES DEL ODIO, die mir mit diesen rauhen Aufnahmen noch immer eine Gänsehaut zaubern. Immerhin ist es schon über 10 Jahre her, dass diese Tracks runtergehämmert wurden!Doch noch immer strahlen sie eine unbändige und hasserfüllte Energie aus, die auch mit moderner Aufnahmequalität und ausgefeilteren Songstrukturen nicht verbessert werden könnte. Dem Originaltape liegt ein schönes Coverbooklet bei, welches ich leider nicht eingescannt habe. Ihr müsst also mit der Musik ansich vorlieb nehmen! CONSTRUCTORES DEL ODIO gingen meines Wissens aus der Band TORTURA AUDITIVA hervor, die ebenfalls auf Cryptas Records eine vortreffliche 7" veröffentlicht haben. Diese wurde irgendwann auf CD wiederveröffentlicht. Die Aufnahmen von CONSTRUCTORES DEL ODIO hingegen schlummern immer noch in den Kassettenregalen von ein paar lausigen Punkern und haben ihren Weg weder auf eine CD noch auf ein Vinyl-Rerelease gefunden. Schade, dachte ich mir und deswegen gibt's den Shit eben zum Download.

DOWNLOAD

TAPES

Und schon geht es los mit munterer Hass-Musik aus aller Welt, die ich mit euch teilen möchte, denn schließlich soll es nicht völlig umsonst sein, dass ich große Teile meiner Kassettensammlung gerippt habe. Nach und nach, werden also die Perlen unter die Säue geworfen und ich hoffe schwer, ihr könnt genauso viel mit diesen Schätzen anfangen, wie ich.
Ich gebe mir größte Mühe die Download-Links frisch zu halten, falls mal etwas nicht mehr aktuell sein sollte, dann meldet euch einfach laut schreiend bei mir!

HERZLICH WILLKOMMEN

Dear Punker,
ober auch nicht, denn eigentlich ist es mir ziemlich gleichgültig, wer sich hier an meinen Texten und sonstigen Spinnerein erfreut oder seine Gallensteine züchtet! Also, herzlich willkommen werter Fremder, der du dich durch Untiefen des Internet bis zu dieser Seite durchgekämpft hast, um die wandelnde Leiche des Sabbel Fanzines in seiner neuen Form des Netzauftrittes zu begutachten.
Wenn schon keine Print-Ausgabe mehr erscheinen wird (sage niemals nie), dann dachte ich, sei es jedenfalls vernünftig meinem übersteigerten Ego in einem sogenannten Blog ein neues Zuhause zu suchen. Vielleicht tatsächlich die beste Möglichkeit um zeitnah und brandaktuell meine Neurosen und Kommentare abzusondern. Andererseits war ich nie Freund davon mir meine Augen vor einem Computer wund zu lesen.
Was soll's lesen kommt ja insgesamt aus der Mode und neben Texten für's Resthirn sollen hier auch musikalische Perlen für's Restgehör angeboten werden. Insofern wird schon was für euch dabei sein.
So, jetzt geht es los ... oder, wie es so oft ist im Leben, die ganze Sache schläft einfach wieder ein.
Warten wir's ab!