Dienstag, 28. April 2009

PSYCHOTERROR - viva la recolucion Tape (Estonia 1995)

Meine Güte habe ich dieses Tape oft gehört. Ein Wunder, dass es sich überhaupt noch abspielen lässt, nach all den Jahren, die es in meinem Walkman seine Runden drehen durfte. Psychoterror zählen wohl zu den aktivsten Bands der estnischen Punkszene. Sie haben es neben diesem Tape, welches die zweite Veröffentlichung in der laaangen Diskographie der Band ist, auf zahlreiche weitere Veröffentlichung gebracht, die allesamt empfehlenswert sind. Die Band wurde 1991 gegründet und ist meines Wissens noch immer aktiv. Dass letzte mal, dass ich aber wirklich ein Lebenszeichen von ihnen erhalten habe, ist auch schon wieder etwas her. Im Jahr 2002 habe ich sie auf einer ihrer zahlreichen Deutschlandtouren gesehen...Sänger Freddy randalierte damals derart besoffen durch den Bandpennraum im Leipziger AZ, dass selbst die eigenen Bandmitglieder dazu übergingen ihm Prügel anzudrohen.

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Dienstag, 14. April 2009

PET NIHIL – tanatos (Belarus 2001)

Endlich auch mal eine Band aus einer anderen Ecke der Welt...! Pet Nihil sind dem aufmerksamen Punkrock natürlich ein Begriff, schließlich haben sie auch schon Konzerte in Deutschland absolviert. Wer selbige verpasst hat – und da muss ich mich leider anschließen – kommt hier jedenfalls in den Genuss des ersten offiziellen Albums dieser Band aus Grodno, Weißrussland. Na zum Glück gibt es im Lukaschenko Polizeistaat noch genug mutige Leute, die sich der Punkszene und damit dem kulturellen und politischen Widerstand widmen. Pet Nihil erscheinen mir besonders interessant, weil es ihnen in ihrer Musik gelingt verschiedene Einflüsse zu einem furiosen und rabiaten Punkmonster zu kombinieren.

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DEADLY GROUND – suffer (Indonesia 1996)

Die Punkszene Indonesiens ist wesentlich jünger, als die in anderen Teilen dieser Erde. Erst Mitte der 90e Jahre bildete sich die Szene vollständige aus und ersten Bands gelang erste Kassettenproduktionen zu veröffentlichen. Mittlerweile ist die Punk- und Hardcore Szene Indonesiens unüberschaubar groß, lebendig und vielfältig. Zu Beginn waren es allerdings nur eine handvoll Bands, welche die Szene begründeten und die Entwicklungen voran trieben. Dokumentiert wurden die ersten Gehversuche der indonesischen Punkszene auf dem 7“ Sampler „Injak Balik“, der seinerzeit von Tian An Men 89 Records veröffentlicht wurde. Auch ein Song von Deadly Ground schaffte es auf diesen Sampler. Kein Wunder, denn schon auf ihrem ersten Tape – welches hier vorliegt, spielt die Band mitreißenden und fetten Hardcore, der sich ganz deutlich an New York Hardcore und modernen Crossover Varianten orientierte und sich keineswegs nach den ersten schüchternen musikalischen Versuchen anhört. Selbstbewusst und mit packender Energie geht es ans Werk.

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DECISION FINAL – uno mas (Peru 1991)


Hey ich weiss, hierbei handelt es sich wirklich um sehr raue Aufnahmen, die nicht wirklich den Hörgewohnheiten der meisten Leute entsprechen werden. Aber Aufnahmen von dieser Band in guter Qualität zu finden ist ein ziemlich schwieriges Unternehmen. Schon seit Jahren suche ich die Originaltapes, dieser Band aus Lima, bin jedoch bis zum heutigen Tage erfolglos geblieben. Decision Final gehören nicht nur zur ersten Garde der peruanischen Underground Bands, die sich dem Hardcore verschrieben haben, nein sie begründeten in Lima auch noch die Krishna-Core Szene. Auch wenn ich mit dem Krishna-Quatsch rein gar nichts anfangen kann, beigeistern mich die Aufnahmen, welche die Band hinterlassen hat, nach wie vor. 1991 erschien das erste Album “Uno Mas”, welchem einige Jahre später “Rescatados de la Ignorancia” folgt. Ich schätze auf etwa 1994-1996. Dann wurde es ruhig um die Band, bevor 2001 abermals ein Album erschien. Diesmal allerdings als CD. Decision Final sind sich auch auf diesem letzte Album ihrem Stil treu geblieben, in dem sie Hardcore mit Melodien und einer besonders großen Portion Melancholie verbinden. Hier auf dem Tape “Uno Mas” gab es für diesen eigenen Stil die Blaupause und gleichzeitig eine Verbeugung vor den Landsleuten von G3, die ganz deutlich den Sound von Decision Final geprägt haben.

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ACIDO FOLKORICO - don muneco Tape (Colombia 1997)

Es wurde aber auch mal wieder Zeit für ein paar neue Posts. Deswegen - ich kenne ja meine Pappenheimer - gibt es erstmal etwas auf die Lauscher. Hier von einer Band, die meines Wissens außer diesem Tape keine weiteren Aufnahmen hinterlassen hat und dementsprechend eher unbekannt geblieben ist. Liegt womöglich auch daran, dass die Band einen für die Punkszene von Medellin eher ungewöhnlichen Krach spielt. Kein erbarmungsloses Gedresche, sondern eingängige und schnelle Punksongs an der Schnittkante zum Hardcore bzw. Melodicore. Damit kam man 1997 bestimmt ganz gut an, schließlich zeichnete sich die Band dadurch aus, nicht ins seichte Fahrwasser von Green Day oder Offspring zu geraten. Genug Rotz und Rabatz ist hier allemal dabei, um auch 12 Jahre nach erscheinen des Albums, frisch und wuchtig zu klingen. Die sozialkritischen Texte, die sich abseits von Plattitüden bewegen, runden den Gesamteindruck perfekt ab.

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Freitag, 16. Januar 2009

LIBERTAD PERDIDA - x mi Tape (Panama 1994)

Punk oder Hardcore aus Panama ist bis zum heutigen Tage eine ziemliche Ausnahme. Doch bereits 1987/1988 haben die ersten Bands ihr Unwesen getrieben und einige Aufnahmen hinterlassen (wie zum Beispiel die göttlichen Caras de Hambre). Allerdings war 1989 durch die US-Amerikanischen Intervention erstmal Schluss mit lustig und die Szene lag brach. Libertad Perdida schafften es dann 1994 ihr erstes - und meines Wissens auch einziges - Album aufzunehmen. Ein schönes Tape, welches sich meiner Ansicht eher an melancholisch, melodischem Punkrock, denn an Straight Edge Hardcore orientiert. Aber dennoch spielte die Band bei der Gründung der recht aktive und umtriebige Straight Edge Szene Zentralamerikas eine wichtige Rolle. Musikalisch wird hier bestimmt nicht das Rad neu erfunden, aber dennoch bleibt ein tolles Tape, welches natürlich vor allem aus historischem Gesichtspunkt heraus interessant ist. Und selbstverständlich, weil es extrem schwer zu finden ist, klar!

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LACTEOS - el rebano de dios Tape (Puerto Rico 1998)

Dieses Tape aus Puerto Rico zählt wohl zu den Kassetten, die ich am häufigsten von hinten bis vorne durchgehört habe. Es gehörte jahrelang zur Grundausstattung meines Walkmans und war gar nicht wegzudenken aus meiner ausgewählten Tapesammlung. Diese Mischung aus rabiaten, schnoddrigen Punkrock und einer durchschlagenden Melancholie, treibt mir noch heute eine Gänsehaut über den Rücken und die Tränen in die Augen. Für mich war, ist und bleibt dieses Album ein Meilenstein in der Geschichte des Hardcore/Punk Puerto Ricos. Allerdings ging dieses tolle Werk neben den international erfolgreicheren und bekannteren Werken von Tropiezo, Cojoba oder Actitud Subversiva etwas unter. Hier also endlich die Möglichkeit seine Hausaufgaben richtig zu machen und dieses großartige und simple Meisterwerk der gepflegten Punkmusik zu geniessen. Lacteos haben es übrigens nicht sehr viel weiter als zu diesen Aufnahmen gebracht und haben lediglich 4 oder 5 weitere Songs für eine 4-way Split-CD eingespielt. Diese sind im Gegensatz zu den frühen Aufnahmen jedoch zu sehr ins Fahrwasser des Melodicore geraten und können nicht mit der rauhen Energie dieses Tapes mithalten.

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GRITO DE PROTESTO - demo 2000 (Colombia)

Ein wahrlich mysteriöses Tape, welches ich seinerzeit in Venezuela auftreiben konnte. Johnny, der Kopf von APATIA NO versicherte mir damals, dass es sich um die einzigen Aufnahmen eines kurzlebigen Projektes handele, welches sich schon kurz nach der Studiosession wieder aufgelöst habe. Daher wurde das Tape auch niemals offiziell veröffentlich, noch mit einem Cover oder gar mit einer Tracklist versehen. Schade, denn GRITO DE PROTESTO lassen mit ihrem räudigen, primitiven und abgefuckten Hardcore/Punk die glorreichen Zeiten des frühen kolumbianischen Assi-Punk auferstehen. Eine ganz deutliche Huldigung solcher unvergessener Bands, wie IRA, ATAQUE DE SONIDO, HPHC oder FERTIL MISERIA.
Hier gibt es also die vollkommene Kolumbien-Punk-Ohrfeige, wie sie besser kaum sein könnte...naja, zugegeben, am Sound hätte man durchaus noch etwas basteln können. Nichtsdestotrotz ist dieses Tape einmal mehr Zeugnis der unbändigen Energie, welche von kolumbianischen Punkbands an den Tag gelegt wird. Enjoy!

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Donnerstag, 18. Dezember 2008

BUENOS AIRES - DOWNTEMPO

Ein wahrer Lichtblick in der Hardcore- und Punklandschaft von Buenos Aires ist die relativ junge Band DESIDIA. Als Westeuropäer ist man es ja geradezu gewohnt an allen Ecken mit schleichendem Düstercrust vom Schlage Fall of Efrafa bedrängt zu werden. Viele Leute können tief sitzende Gitarren und Amebix Aufnäher schon gar nicht mehr sehen. Und schon gar keine Anspielungen auf Ekkaia, Tragedy oder His Hero is Gone. Mir ist dieser Art von depressivem und schleppenden Todescrust derart ans Herzchen gewachsen, dass mir die Abstinenz doch recht schwer fällt. Um so froher bin ich, dass sich mit DESIDIA eine wunderbarer Band kennen lernen durfte, die schon mit ihren Myspace-Tunes gewaltig überzeugt hat. Erst recht bei ihrem Konzert in Morón City, zu dem sich selbst der 2 stündige Bus-Bahn-Kombinations Marathon gelohnt hat. Ein wirklich tolles Konzert mit massenhaft schleppender, düsterer Energie, welche sich immer wieder in brutalem Crustcore entlädt. Wirklich herzerfrischend!
Um hier schon ihr erstes Demo als Download anzubieten ist es natürlich noch viel zu früh, denn jenes ist er jüngst erschienen und muss erstmal von den Labels vercheckt werden, bevor ich es hier als super Rarität anbiete. Bei einer Auflage von 30 CD-Rs wird das wahrscheinlich nicht so lange dauern. Bis dahin checkt ihr einfach mal die Myspace Seite aus, wo es alle 3 Songs des Demos ohnehin anzuhören gibt.

http://www.myspace.com/desidiadelahumanidad

ATHENS BURNING!

The Clash haben es mit „Londons burning“ vorgemacht und – wie könnte es anders sein bei einer derart einflussreichen Band – viele haben die Gitarre in die Hand genommen und es ihnen gleich getan. Seit Jahren fabuliere ich davon jene Songs, die von dem Niederbrennen der eigenen Heimatdörfchen handeln, zusammen zu stellen. EA80 mit „Gladbach soll brennen“, Asta Kask mit „Ringhals brinner“, Velikije Luki mit „Tallin pöleb“ Pankrti „Lubljana je bulana“ und schließlich Stress mit „Athens burning“.
Nun haben tatsächlich ein paar wildgewordene Chaoten die griechische Hauptstadt in Brand gesteckt und dann auch noch gleich einen riesenhaften Weihnachtsbaum in ein lichterlohes Flammenmeer verwandelt. Aus Protest gegen den Tod eines 15-jährigen, den auf ungeklärte Weise ein Projektil aus einer Polizeipistole getroffen hat. Komisch, dass die Umstände eines Todes immer dann besonders mysteriös und kaum nachzuvollziehen sind, wenn es ein Staatshüter war, der die Waffe bediente.
Ob Kurzschluss, eiskalter Mord oder doch der viel beschworene Querschläger – der Junge ist tot und Griechenland steht ähnlich Kopf, wie es noch vor einiger Zeit Paris stand. Obwohl ich hier aus Übersee bestimmt nicht den besten Blick auf das europäische Zeitgeschehen habe, kann man sich mittels Deutscher Welle und dem Internet doch einigermaßen gut informieren und vor allem Kommentare, Stellungnahmen und Einschätzungen vernehmen, die nun aus allen Ecken wuchern. Es erhebt sich einmal mehr der bestürzte und betroffe Chor der aus der Lethargie aufgeschreckten Publizisten, Journalisten, Soziologen und Politiker, die gar nicht fassen können, welche unzivilisatorischen, ja geradezu barbarischen Bilder sie ausgerechnet aus der Wiege der Demokratie zu Gesicht bekommen.
Die Erklärungsversuche muten klassisch an und belegen einmal mehr, wie wenig gerade die etablierten Großmäuler, die ihre Positionen durch akribisches Büffeln von demokratischem Wertekonsens erlangt haben, von realitätsbezogenem Analysieren verstehen. Es wirkt doch vielmehr wie ein Beissreflex, wenn zunächst die Krawall schlagenden Autonomen, danach die hohe Jugendarbeitslosigkeit und schließlich das Versagen der aktuellen Regierung angeprangert wird. In dieser unglücklichen Verkettung fehlen ja eigentlich nur noch die Ballerspiele, welche man für die Gewalt verantwortlichen machen kann. Klingt doch alles genauso verstaubt und langweilig, wie die ewig gleichen Fernsehfressen, die sich jetzt wieder altklug zu Wort melden.
Das ist genau die Art von Denken, welche nicht über die pädagogischen Rezepte, Jugendliche mittels Vereinen, Sport, Parteien oder meinetwegen auch Musik an die Gesellschaft anzubinden, hinauskommt. Ganz tolle Beschwichtigungsmaßnahmen, die auf mich ungefähr so problemlösend erscheinen, wie verschissenen Steuersenkungen und Konsumgutscheine, welche die Unterklasse bei Laune halten sollen.
Bevor hier noch irgend jemand unangenehme Fragen stellt, wird in den bürgerlichen Medien immer wieder gepredigt, dass sich hier der Unwille gegen die bestehende Regierung richte und dass die Gesellschaft eine Bildungsreform fordere. Denn schließlich habe die Jugend schreckliche Angst davor nicht so ein nettes Leben wie die eigenen Eltern führen zu können.
Diese Analysen halte ich für genauso falsch, wie selbstgefällig. Selbstverständlich schließen sich nun auch Gewerkschaften, Verbände und gar Parteien dem Protest an, um ihre Forderungen in einer Situation der Regierungsschwäche durchboxen zu können, doch letztlich rührt die Wut, der Hass und die Gewalt doch wo anders her. Scheinbar niemand scheint aufzufallen, dass der Radau in Griechenland ziemlich zeitgleich mit der schwersten Finanzkrise seit anno Tobak zusammen fällt und dass der Black Block hauptsächlich Statussymbole des Kapitalismus angeht. Dass lässt sich ja zum Beispiel auch an den ganzen Transparten mit deutlichen „Anti-Capitalista“ Schriftzügen ablesen, die immer wieder im Fernsehen gezeigt werden. Dass es eben nicht um den bloßen Protest gegen eine beliebige Regierung, sondern gegen das System als solches geht, wird geflissentlich ignoriert, schließlich weiß doch einjeder, dass Demokratie und Marktwirtschaft ausschließlich Friede, Freude und Eierkuchen hervorbringen!
Dabei liegt doch auf der Hand, dass die maßlose Frustration und vor allem die Gewaltbereitschaft aus den unmittelbaren Erfahrungen mit einem globalisierten System des Kapitalismus resultiert, aus welchem man sich höchsten entziehen kann, wenn man in Nordkorea als Sklave anheuert (und akzeptiert wird). Ansonsten hält ein Leben im Kapitalismus nicht viel mehr bereit als eine Existenz, welche die großartige Band Finisterre mit dem Sätzchen „NUR NOCH FUNKTIONIEREN“, umschreibt. Und genau dieses Funktionieren ist der Zustand der – wenn man ihn sich bewusst vor Augen führt, was vor allem dann geschieht, wenn man arbeitslos rumhängt – welcher als unerträglicher empfunden wird. Da kommen einem Jobperspektiven und ein wohlstandsgesichertes Leben, welche nun von all den klugen Köpfen gefordert werden, wie der blanke Hohn vor, denn schließlich ist dies genau die Art von artigem Leben, die so perspektivlos und so selbstzerstörerisch wirkt. Und Bildung... also Bitte, wie viel Bildung denn noch? Sollen denn noch mehr Menschen lernen und begreifen, dass die eigene Lage in einem kapitalistischen System immer hoffnungslos ist und bleiben wird.
Genau diese Gewissheit, diese am eigenen Leibe exerzierte Ohnmacht, die tagtäglich vor Augen geführt wird ist doch letztlich der Grund, weshalb das Fass irgendwann zum Überlaufen kommt. Die einzigen Argumente, die eine Gesellschaft überhaupt noch ernst und wahr nimmt sind nun einmal fliegende Steine. Parteiengeplänkel, Protestbriefe, Boykottaufrufe, Mitgliedschaft bei Greenpeace sind nicht im geringsten ein probates Mittel, um sich von seiner ungläubigen Wut im Angesicht dieser Welt zu befreien. Denn in dieser Gesellschaft fühlt man sich ja genau deswegen so unterdrückt, weil es einem erscheint, als könne man auf legalem Wege sowieso nie etwas an den bestehenden Zuständen ändern – schlimmer noch, man muss sich als Spinner und Phantast demütigen lassen.
Genau diese nicht zu ertragende Mischung aus Frustration, Ohnmacht und Demütigung, die ganz konkret mit der globalen Perspektive der so genannten Marktwirtschaft und ihren, sich in alle Lebensbereiche ausbreitenden, Anpassungszwängen verknüpft ist, sorgt doch dafür, dass Menschen Steine in die Hand nehmen.
Das sich davon der Lauf der Dinge auch nicht beeinflussen lässt, haben diverse Erruptionen von Gewalt häufiger bewiesen als uns lieb ist. Nichtsdestotrotz kann Handeln ja nicht immer nur an seinem voraussichtlichen Ergebnis und seinen wahrscheinlichen Folgen gemessen werden. Insofern bleibt zu hoffen, dass zumindest die verblödeten Entscheidungsträger, Pädagogen und Medienschwätzer begreifen, dass der all zu oft belächelte autonome Widerstand langsam keine Randgruppenerscheinung mehr ist, sondern dank der Verwertungsgesellschaft und der daraus resultierenden Wertlosigkeit von Menschen immer mehr zum Credo unserer globalisierten Generation wird.